Collision Course: Teil 3

Wenn ihr die vorherigen Collision Course – Teile noch nicht gelesen habt, findet ihr diese hier: Teil 1 und Teil 2


Clara blieb so regungslos wie möglich in den Überresten des oberen Geschützturms der Connie stehen. Eine Hand am Hebel für die manuelle Überbrückung der Luke, die ins Innere des halb zerstörten Schiffes führte. Die andere Hand überprüfte die Scans ihres Anzugs. Sie bestätigten ihre Befürchtung – jemand anderes war auch hier.

Plötzlich wirkte die Entscheidung, die Systeme ihrer Bucc laufen zu lassen und das Connie Cockpit mit den Scheinwerfern anzustrahlen, nicht mehr wie eine besonders gute Idee.

Sie vermutete, dass sie nicht mehr unbemerkt zu ihrem Schiff zurückkehren könnte, also aktivierte Clara die manuelle Überbrückung der Geschützturm-Luke und betrat die Überbleibsel der Connie. Zumindest gab sie ihr ein wenig mehr Deckung, um ihre Optionen abzuwägen.

Sobald sie drinnen war, schaute sie sich um, um Überraschungen zu vermeiden. Die Schotten waren zugeschlagen, als der hintere Teil des Schiffs weggesprengt worden war, wodurch die Frontsektion größtenteils intakt geblieben ist. Sie entdeckte keine weiteren Hüllenbrüche und komischerweise auch keine Leichen.

Clara schob dieses Mysterium beiseite, schwebte in eine dunkle Ecke und zog ihr Gewehr. Sie schaltete die Sicherung aus und zielte mit der Waffe auf die Luke. Sie war der offensichtlichste Zugangspunkt zum Schiff. Vielleicht hätte sie Glück und würde denjenigen, der gerade angekommen war, erwischen, wenn er oder sie durch die Luke kam.

Plötzlich drang ein ohrenbetäubendes Pfeifen durch das Comm-System.

“Also, das ist ja ein nettes Schiff,” meldete Radu. “Bin selber kein Drake-Typ, aber es wäre auf jeden Fall traurig, wenn dem Schiff etwas passieren würde.”

Radu zielte mit seiner Gladius auf die Bucc, seine Finger um den Abzug gekrümmt. Auf diese Distanz würde die Scorpion GT-215 Gatling seines Schiffes die Bucc innerhalb von Sekunden in Fetzen reißen. Aber der Job bezahlte nur für das Zurückbringen der Black Box der Connie. Keine Bonuszahlungen für Nebenaufgaben. Er zog es vor, sich wenn möglich, nicht die Hände schmutzig zu machen.

“Komm schon, sei nicht scheu,” sagte er über das Comm. “Ich zähle bis fünf und wenn du dich bis dahin nicht zumindest vorgestellt hast, lasse ich meine Frustration an deinem Schiff aus.”

Er wartete einen Moment, immer noch keine Antwort.

“Fünf … vier … drei … zwei … eins -“

“Na schön.” Clara antwortete widerstrebend über das Comm.

“Gut, da bist du ja. Eine ziemliche Zwickmühle, oder?”

“Kann man so sagen.”

“Nur, damit alles klar ist, dein Schiff liegt genau in meinem Fadenkreuz.”

“Ja, ist mir klar.”

“Ist keine Drohung, nur die Realität unserer Situation. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin nicht auf der Suche nach Ärger.”

“Wonach suchst du dann?”

“Nach der Black Box dieses Schiffes. Den Rest kannst du behalten. Deal?”

Clara wartete einen Moment, um den Eindruck zu erwecken, dass sie darüber nachdachte, “Okay … komm rein und schnapp sie dir.”

“Das Ganze wird schneller gehen, wenn du einfach weiter machst und annimmst, dass ich kein Idiot bin.”

“Na schön. Wie willst du es machen?”

“Du wirst mir die Box bringen.”

Verschiedenste Optionen schnellten durch ihren Kopf; fast alle davon schienen unmöglich zu sein. Clara schaute kurz auf ihre Vitalwerte. Ihr Puls war erhöht und die Sauerstofflevel nahmen schneller ab als üblich. Sie versuchte, ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen und konzentrierte sich auf den ersten Schritt, um zu überleben – ihr Schiff zu erreichen.

“Fang jetzt bloß nicht an, mich zu ignorieren. Wir lernen uns doch gerade erst richtig kennen.” Radu trommelte nervös mit seinen Fingern auf dem Steuerknüppel herum. Ihre Stille bedeutete, dass sie ihm die Sache nicht leicht machen würde.

“Was hält dich davon ab, mich genau in der Sekunde zu töten, in der ich dir die Black Box gebracht habe?”

Radu lächelte. Gut. Sie will kooperieren. “Hör mal, die Tatsache, dass ich nicht sofort das Schiff in Stücke geschossen habe, sollte mir doch ein gewisses Grundvertrauen einbringen. Wenn ich dich tot sehen wollte, wärst du bereits tot. Bring mir die Box und sobald ich weg bin, hat sich die Sache erledigt.”

Clara realisierte, dass er echt hatte. Entweder dieser Typ sagte die Wahrheit oder er war ein doppelzüngiger Bastard. Egal, sie sah nicht viele Wege aus ihrer aktuellen Situation heraus, die sie nicht als Leiche im Vakuum enden lassen würden. Besser am Leben und pleite als tot und stolz.

“Na gut. Gib mir eine Minute, um die Black Box zu finden,” sagte Clara widerwillig.

“So ist es gut.”

“Du kannst mich Clara nennen,” bot sie an, in der Hoffnung, der Name würde sie menschlicher machen.

“Radu.”

Es war eine kleine Geste, aber das Hören seines Namens verbesserte ihr Gefühl etwas.

Clara flog im EVA in Richtung der Front der Brücke. Sie starrte aus dem Cockpit-Fenster, um Radus Schiff zu finden, aber die prallen Lichter ihrer Bucc machte es unmöglich. Also drehte sie sich um und schnappte sich die Black Box.

Sie starrte sie einen Moment an und dachte über ihre nächsten Schritte nach. Auch wenn es gegen all ihre Instinkte ging, aktivierte Clara die Sicherung ihres Gewehrs und befestigte es wieder an ihrem Anzug. Es machte keinen Unterschied, welches Schiff Radu flog; sie war waffentechnisch unterlegen.

“Hab sie. Komme aus der oberen Geschützturm-Luke.”

“Schön langsam und vorsichtig. Keine Überraschungen,” ermahnte Radu. Er schwang die Gladius leicht zur Seite und brachte sie direkt über die Connie in Stellung. Augenblicke später stieg Clara langsam aus der Luke auf und drehte sich so lange, bis sie seinem Schiff gegenüber stand. Dann blieb sie stehen.

“Jetzt was?” fragte Clara.

Radu stellte fest, dass er die eigentliche Übergabe nicht bedacht hatte. Er wusste nur, dass er sie von ihrem Schiff fernhalten musste, bis die Übergabe erledigt war.

“Bring sie rüber.”

Clara hielt ihre Position und starrte auf die Gatling des Schiffes, die auf sie gerichtet war. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie das Gefühl hatte, es könnte in ihrer Brust explodieren.

“Könntest du zumindest nicht direkt mit dem Ding auf mich zielen?”

Radu hielt die Nase des Schiffes, wo sie war. “Du bist sicher genug. Bring einfach die Box rüber, ganz einfach.”

Clara atmete tief ein und glitt langsam in Richtung der Gladius. Jeder Meter, den sie sich näherte, machte es nur noch nervenaufreibender. Ihre Gedanken wirbelten und wiederholten denselben Satz wieder und wieder –

Einfach zu meinem Schiff zurück … Einfach zu meinem Schiff zurück …

“Soll ich das Ding bis zu deinem Cockpit bringen oder was?” fragte Clara.

“Ich werde dir schon sagen, wann du anhalten sollst.”

Radu beobachte Clara dabei, wie sie näher kam. Er wollte, dass sie näher kam, aber nicht so nah, dass sie sich innerhalb der Waffenreichweite seines Schiffes befand.

“Bleib genau da stehen,” sagte Radu und Clara fügte sich. “Jetzt wirst du die Box loslassen und zur Connie zurückfliegen. Wenn ich und die Box weg sind, kannst du dein Leben weiterleben.”

Clara war nah genug, um Radu im Inneren seines Cockpits zu sehen. Sie wusste, dass ihre Position deutlich weniger sicher sein würde, sobald sie die Black Box losließ.

Wenn sie ihm gab, was er wollte, wie hoch war die Chance, dass sie lebend aus der Sache rauskommen würde?

Radu bemerkte ihre Zurückhaltung. “Wir haben es so weit geschafft, also ruiniere es nicht, indem du was Dummes machst.”

Sie dachte schnell über ihre bisherige Interaktion nach. Er wirkte nicht wie jemand, der sie einfach töten würde, aber er hatte recht damit, dass er nicht dumm war. Wenn er ihr ein Schiff ließ, gab es das Risiko, dass sie ihm folgen würde. Nein, er würde sie in der Connie zurücklassen und ihre Bucc hochjagen. Es war die sicherste Option, die er hatte, abgesehen davon, sie einfach auszuschalten.

“Clara. Ich werde nicht noch mal fragen.”

In dem Moment bemerkte sie eine kleine Bewegung seines Arms. Er justierte seinen Schusswinkel. Jetzt oder nie. Die Instinkte übernahmen und sie schwang die Box herum und ließ sie los, als ihr Rücken auf ihr Schiff ausgerichtet war. Die Kraft, mit der die Box ihre Hände verließ, schleuderte Clara zurück in Richtung der Buccaneer. Sie drehte ihren Körper schnell in Richtung ihres Schiffes und betätigte ihre EVA-Düsen. Die Black Box driftete frei und taumelte von ihnen beiden weg.

Es dauerte einen Moment, bis Radu realisierte, was passiert war. Er begann damit, sein Fadenkreuz wieder auf die fliehende Clara auszurichten, sah jedoch in seiner Peripherie eine Bewegung. Es war die Black Box, die an ihm vorbei glitt.

Ohne einen Moment zu zögern, schwang Radu seine Gladius herum und folgte der Box. Ihm war egal, dass sie entkam, aber all das wäre umsonst gewesen, wenn er ohne die Black Box zurückkehrte. Es war seine letzte Chance, um die nötigen Credits zu verdienen, um Madrigal für diesen Monat zu bezahlen. Das würde ihm etwas Raum verschaffen, um versuchen zu können, aus dieser ganzen Situation zu entkommen. Wenn er das vermasselte, hatte er definitiv nicht mehr genug Zeit, um einen ähnlich bezahlten Job aufzutreiben. Radu wusste, dass diese Black Box seine Rettungsleine war – wenn er Madrigal nicht bezahlen konnte, war er so gut wie tot.

Er gierte, um sich an einem Asteroiden vorbeizudrängen, an dem die Black Box vorbeigekommen war, und versuchte, sich in den Weg der Box zu positionieren. Bevor er sich ihrer Flugbahn anpassen konnte, prallte sie an einem Felsen ab und taumelte in eine andere Richtung. Radu startete alle seine Rückwärtsschub-Düsen und passte seinen Kurs erneut an.

In der Zwischenzeit flog Clara so schnell wie möglich zu ihrer Bucc, geschockt davon, dass sie ihr Schiff erreicht hatte, ohne unter Feuer zu geraten. Sie setzte sich hinein und startete die Triebwerke, dankbar dafür, dass sie die anderen Systeme angelassen hatte.

Zum ersten Mal schaute sie zurück und sah Radus Schiff dabei zu, wie es durch ein Asteroidenfeld navigierte und der Box folgte. Das sollte ihr genug Zeit geben, um zu fliehen.

Sobald sie in Sicherheit wäre, würde sie umgehend Miles kontaktieren und erklären, was passiert war. Er würde vermutlich sauer sein und sie nie wieder anheuern, aber zumindest war sie am Leben. Sie würde sich diese Nacht wohl keinen EZ Hab leisten können, aber sobald sie wieder in Port Olisar war, könnte sie Diego ja noch mal wegen dem Job bei Garrity Defense ansprechen. Vielleicht wäre es ja gar nicht so schlecht, hinter der Ladentheke zu stehen. Es wäre langweilig, aber sicher.

Die Stimme von Claras altem Freund Gunther drang in ihren Kopf. Er behaupte damals, dass Langeweile mehr Leute tötete als Kugeln. Er machte sogar Claras fiese WiDoW-Angewohnheit für ihre Suche nach etwas zwischen den Jobs verantwortlich.

Plötzlich drehte sich ihr Kopf. Sie war seit drei Monaten clean. Als Verkäuferin könnte sie trotz eines stabilen Einkommens und Langeweile stark bleiben … oder?

Sie blickte zurück zu Radus Schiff und sah, wie er seine Cockpit-Kanzel öffnete und das blinkende Licht der Black Box, die auf ihn zutrieb. Zum ersten Mal wurde ihr klar, dass nicht nur sie diese verrückte Situation überlebt hatte, sondern auch er. Sie hatte immer noch die Chance, sowohl mit der Black Box als auch mit ihrem Leben davonzukommen.

Dieser Hoffnungsschimmer war alles, was sie brauchte.

Radu strengte sich an, nach der taumelnden Box zu greifen. Er schaute über seine Schulter und sah, wie sich die Buccaneer in seine Richtung drehte. Sie hatte es auf ihn abgesehen.

Er schnappte sich die Box mit einer Hand und zog sie in seinen Schoß. Keine Zeit, die Cockpit-Kanzel zu schließen, schwang er den Steuerknüppel genau in dem Moment, als die Bucc das Feuer eröffnete. Der Schild der Gladius flackerte auf und absorbierte die Schüsse. Die Stimme des Aegis Assistenten setzte ein und erzählte ihm, was er bereits wusste – die Frontschilde waren in kritischem Zustand und er sollte sein verdammtes Cockpit schließen. Er musste Deckung finden und zwar schnell. Er duckte sich, als sich die Kanzel über ihm schloss.

Radu steuerte die Gladius in Richtung eines großen Asteroiden und schwang sie gekonnt in Deckung. Er musste nur das Asteroidenfeld entkommen und dann per Quantum Drive woanders hinspringen. Aber bevor er überhaupt nach einem geeigneten Quantum Travel Ziel suchen konnte, gerieten seine rückwärtigen Schilde unter Feuer. Er brach die Suche ab und konzentrierte sich darauf, sich zwischen den Asteroiden hindurch zu schlängeln, um am Leben zu bleiben.

Clara blieb dank der zwei massiven Triebwerke der Buccaneer in Reichweite. Sie beobachtete Radus Gladius dabei, wie sie Asteroiden umkurvte. Sie wusste, dass er so flog, um seinen Schilden Zeit zu erkaufen. Sie blieb aggressiv im Angriff, aber plante ihre Schüsse, um ihre Munition nicht zu schnell zu verbrauchen.

Es war schon länger her, seit Radu zuletzt in einem Dogfight verwickelt war. Die meisten seiner letzten Jobs endeten leider von Angesicht zu Angesicht, also fühlte er sich ein wenig überwältigt vom gleichzeitigen Beobachten seiner Scans und der Asteroiden. Die große Box auf seinem Schoß machte die Situation auch nicht besser. Es war schnell klar, dass Clara der bessere Pilot war. Seiner Erfahrung nach gab es nur eine Sache, durch die man einen besseren Piloten schlagen konnte – etwas total Unerwartetes tun.

Ohne lange drüber nachzudenken, senkte Radu plötzlich die Nase seines Schiffes nach unten aus dem Asteroidenfeld heraus und rollte dann nach rechts. Die kalten, blau-grünen Farben von Yela füllten sein Sichtfeld und lenkten ihn kurz ab. Er hob die Nase wieder in Richtung des Schutzes des Asteroidenfelds, als seine rückwärtigen Schilde wieder unter Feuer gerieten. Die Bucc war beweglicher, als er erwartet hatte.

Das Aegis Stimmen-Assistent versicherte ihm ruhig, dass seine rückwärtigen Schilde offline waren. Er fühlte, wie das Schiff wackelte und stotterte. Die Hülle nahm Schaden. Er blickte auf das Kontroll-Display, um zu überprüfen, ob etwas Wichtiges getroffen worden war. In dem Moment bemerkte er, dass sein Quantum-Fuel-Tank sich schnell leerte und damit auch seine Chance sank, schnell zu entkommen.

Clara fluchte in sich hinein. Entweder hatte Radu einen Tick, der zehnmal schlimmer als ihr eigener war oder er flog unberechenbar, damit sie ihre Raketen nicht aufschalten konnte. Er konnte definitiv fliegen, aber nicht gut genug, um sie abzuschütteln. Sie hatte endlich Raketen-Aufschaltung, aber genau dann, als er den Rand des Asteroidenfeldes erreichte. Sie feuerte die Raketen trotzdem ab.

Die Gladius warf als Reaktion Chaffs ab. Augenblicke später gab es eine Explosion und eine sich ausbreitende Trümmerwolke vor Clara. Sie nahm ein wenig Schub weg, um nicht mit voller Geschwindigkeit in die zerstörerischen Brocken zu fliegen. Sie schaute kurz auf ihre Scans, konnte Radus Schiff jedoch nicht sehen.

Ich glaub´s nicht, ich habe es geschafft …

Genau in dem Moment, als ihr dieser Gedanke durch den Kopf schoss, flitzte etwas über ihre Scanner Richtung Yela. Sie blickte noch mal auf die Trümmerwolke vor sich, sah jedoch keine Schiffsteile. Ihre Rakete musste stattdessen einen Asteroiden getroffen haben.

Clara überprüfte ihre Scans ein weiteres Mal; da nichts anderes in dem Bereich erschien, drehte sie ihr Schiff und ließ ihre Triebwerke aufflammen, um die Verfolgung aufzunehmen.

Du gibst nicht auf, oder? dachte Radu, als er die Bucc dabei beobachtete, wie sie sich aus dem Asteroidenfeld löste und ihn in Richtung von Yelas Oberfläche verfolgte. Immerhin gab die Entfernung den Schilden seines Schiffes die Chance, sich wieder aufzuladen. Seine Gladius zitterte, als sie in Yelas obere Atmosphäre eintrat. Er war dieses Manöver oft genug geflogen, um zu wissen, dass dies nicht normal war.

Als er in Richtung der Oberfläche flog, wurde das Schütteln nur noch schlimmer. Er fürchtete, dass jeden Moment der linke Flügel seines Schiffs abreißen würde. Er hatte geplant, auf Yelas dunkler Seite zu landen und sich zu verstecken, aber einfach mitten im Nirgendwo zu landen, schien keine gute Idee mehr zu sein. Wenn er sein Schiff dann nicht mehr starten könnte, wäre er geliefert. Yelas nächtliche Temperaturen waren brutal niedrig. Er würde einen Außenposten finden müssen.

Radu atmete einmal aus, als die Gladius ihren Atmosphäreneintritt beendet hatte, ohne einen Flügel zu verlieren. Er schüttelte seinen Kopf, während er seine Scans betrachtete; die Bucc verfolgte ihn immer noch. Er öffnete seine Karte und begann mit der Suche nach dem nächsten Außenposten. Sein Mut sank, als er sah, dass der nächste Außenposten nicht mal in der Nähe war. Er bezweifelte, dass sein Schiff dort hin hinken könne, bevor Claras Bucc ihn einholte.

Er schaute aus dem Cockpit und suchte den pechschwarzen Horizont ab. Yelas Ring hing im Himmel genau über dem Horizont, mit Crusader, der darüber saß. Beide waren hell und wunderschön. Radu zwang seinen Blick weg von der Aussicht und suchte den Horizont weiter ab. Seine Augen erfassten das matte Licht eines Außenpostens. Er überprüfte nochmals seine Karte, aber an dieser Position war nichts eingezeichnet. Seine Gladius zitterte und würgte kurz ab, bevor sie wieder anlief. Radu wusste, dass er nicht mehr lange Zeit hätte. Er würde landen müssen und es zu Fuß versuchen.

Wo war er hin? Der Punkt war von Claras Scans verschwunden. Sie hatte erwartet, dass er tief fliegen und einen Canyon für Deckung suchen würde, aber sie wäre nah genug gewesen, um die Signatur des Schiffes aufzufangen. Sie flog über einen Kamm und sah ein schwaches Licht unter sich. Das musste er sein.

Clara senkte die Bucc. Inmitten einer kleinen Ebene, die von Bergen umgeben war, befand sich ein kleiner, kaum beleuchteter Außenposten. Als sie sich näherte, entdeckten die Scheinwerfer der Bucc eine kleine Rauchfahne, die von einer Gladius aufstieg, die in der Nähe notgelandet war. Das Schiff sah nicht so aus, als könne es noch vom Boden abheben, aber Clara wendete die Bucc trotzdem in seine Richtung. Sie beschien es mit den Schiffsscheinwerfern und sah, dass es verlassen war. Sie entlud eine Kugelsalve in die Gladius, um sicherzustellen, dass sie nirgendwo hinging. Sie drehte die Bucc dann in Richtung des Außenpostens und näherte sich diesem. Sie zielte auf die Außenposten-Tür und betätigte dann ihr Comm.

“Willst du raten, wie viele Raketen man braucht, um diesen Außenposten zu zerstören?”

“Lieber nicht,” antwortete Radu, der aufgrund seines Spurts immer noch schwer atmete. Er hatte es durch die Luftschleuse des Außenpostens geschafft und war sofort zu Boden gegangen. Sein Rücken gegen die Wand gedrückt mit der Black Box der Connie noch immer auf seinem Schoß.

“Nun, wenn du es nicht herausfinden willst, bringst du mir besser diese Black Box.”

Radu schüttelte seinen Kopf, erschöpft, “Ich kann nicht.”

“Ich habe gesehen, wie du sie dir geschnappt hast.”

“Darum geht es nicht. Ich brauche die Credits. Wenn ich sie nicht bis morgen habe, bin ich tot. Warum interessiert dich das?” Radu zog sich auf die Beine und wagte sich am offenen Metall-Sicherheitstor vorbei und tiefer in den Außenposten hinein.

Es herrschte eine ziemliche Unordnung, aber jemand war kürzlich hier gewesen. Halb aufgegessene Big Bennys Verpackungen bedeckten einen Metalltisch in der Mitte des Raumes. Unzählige weitere Boxen waren auf Metallregalen gestapelt. Ballistische Schiffsmunition war auf den Arbeitsplatten ausgebreitet und über den Boden verstreut, wo eine Box umgekippt war. Er blätterte durch einige der Papierfetzen, die verstreut herumlagen.

Außen in der Bucc starrte Clara auf die Tür des Außenpostens und suchte nach der Antwort auf eine andere Frage: War es Radus Leben wert, um Eckharts Wohlwollen zu erlangen?

Die Wirkung des Adrenalins aus dem Dogfight und der Verfolgung ließ langsam nach und die Erschöpfung setzte ein. Alles was sie als Antwort aufbringen konnte, war die Wahrheit.

“Ich kann den Job nicht vermasseln. Er ist meine letzte Rettungsleine für etwas Respektables. Mir sind die letzten Chancen ausgegangen und ich brauche endlich mal etwas, was mich voran bringt. Bis du aufgetaucht bist, hat es sich sogar so angefühlt.”

Im Inneren des Außenpostens öffnete Radu den Deckel einer Kiste, die er in der Ecke gefunden hatte. Dann schaute er sich den Raum um sich herum noch mal an. Dort, zwei weitere, baugleiche Kisten auf der anderen Seite des Raumes. Plötzlich machte es Klick und er wusste, was er zu tun hatte.

Radu ging zu der Black Box rüber und hob sie auf. Dann aktivierte er sein Comm. “Ich komme raus und bin nicht bewaffnet. Bitte nicht schießen.”

Er stellte sich in die Luftschleuse und aktivierte sie. In ihrer Bucc umklammerte Clara den Abzug, nur um sicher zu sein. Sie beobachtete Radu dabei, wie er mit der Black Box in der Hand hinaus schritt. Er ging zum Fuß der Außenposten-Treppe und stellte die Box auf den Boden.

“Sie gehört dir,” sagte er. “Ich gehe wieder rein, sodass du nicht befürchten musste, dass ich dein Schiff klaue oder so.”

“Aber warum?” war alles, was Clara herausbrachte.

“Du hast gesagt, dass du eine letzte Chance brauchst. Nun, ich brauche deutlich mehr, um aus der Lage rauszukommen, in der ich mich befinde. Wie es klingt, wird dir das Ding eher helfen als mir.”

“Bist du sicher?”

Radu nickte und ging wieder zurück in den Außenposten. Clara saß geschockt da, immer noch nicht sicher, ob es sich um eine Falle handelte. Letztendlich kletterte sie aus dem Schiff, überbrückte vorsichtig die Distanz und schnappte sich die Black Box. Sie kehrte zu ihrem Schiff zurück und betätigte das Comm.

“Danke … soll sich dir Hilfe schicken oder so?”

“Mach dir darüber mal keine Sorgen. Vermutlich ist es besser, dass du verschwindest, bevor du in meine Situation verwickelt wirst.”

Clara fühlte sich verpflichtet, zu fragen, was er meinte. Aber er gab ihr diesen Ausweg. Wer wusste schon, was passieren würde, wenn sie ihn nicht wahrnahm. Damit hob Clara ab. Die Bucc verschwand in der Nacht.

Radu öffnete sein Mobi und kontaktierte Madrigal. Irgendwann nahm der NovaRider-Vollstrecker das Gespräch an.

“Nun, nun, schau mal wer da ist. Hast du meine Credits?”

“Tatsächlich habe ich angerufen, um einen Deal auszuhandeln.”

“Yeah, ich mache keine Deals.”

“Wirst du aber, nachdem du gehört hast, was ich anzubieten habe.”

“Oh ja? Und was wäre das?”

“Details über ein Nine Tails Lagerhaus. Ich denke, wenn ich dir die liefere, dürften meine Schulden vollständig beglichen sein, oder?”

Radu verstand die Stille als gutes Zeichen.

“Wie kann ich sicher sein, dass es ist, was du behauptest?”

“Weil hier der zweite Teil des Deals kommt – du wirst mich sofort beim Lagerhaus abholen kommen. So kannst du es selbst sehen. Ich weiß nicht, wie hoch der Marktpreis von SLAM zurzeit ist, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ein paar Kisten davon deine Chefs ziemlich glücklich machen dürften.”

Radu drehte sich um und verließ den Außenposten.

“Du beeilst dich aber besser. Bei dem Tag, den ich hatte, weiß ich nicht, was als nächstes passieren könnte.”

Radu beendete das Gespräch und machte sich auf den Weg zu den Überresten seiner Gladius, in der Hoffnung, dass sein Ersatzgewehr noch intakt war.

Ende


Quelle: RSI
Übersetzung: StarCitizenBase
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Sintoxic

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7 Kommentare zu “Collision Course: Teil 3

  • 23. August 2017 um 22:54
    Permalink

    Top Geschichte und Super Übersetzung…an alle Beteiligten ich will mehr davon?

    Antwort
  • 23. August 2017 um 23:06
    Permalink

    Respekt wie schnell du die Übersetzungen in der Qualität hinbekommst!

    Vielen Dank für den Service

    Antwort
  • 23. August 2017 um 23:49
    Permalink

    Tolle Story und superschnelle Übersetzung, vielen Dank.

    Gibt es eigentlich auf dem Markt mitlerweile eine Englisch-Deutsche Übersetzungssoftware, die intelligent genug ist,
    nach jeder weiteren Übersetzung sich weiter zu entwickeln, also die Qualität der Übersetzung zu verbessern.
    Sollte ja eigentlich bei solchen Texten wie beim “Kollision Kurs” gut funktionieren, wenn es ein wissenschaftlicher Text ist,
    sollte die Software dann den Kontext darauf ausrichten bzw. bei juristischen Texten dann eben auch wieder ein anderen Kontext wählen.
    Gibt es so etwas ?

    Antwort
    • 24. August 2017 um 05:21
      Permalink

      Habe gute Erfahrung mit Bing Translator gemacht. Der ist bei langen Texten ganz gut. Aber kein Programm kommt bis jetzt an eine menschliche Übersetzung ran.

      Antwort
  • 24. August 2017 um 08:47
    Permalink

    Es ist wirklich sehr gut übersetzt.
    Man darf nicht außer acht lassen, dass man die Spannung der Handlung vom Englischen ins Deutsche mit herrüber bringen muss.
    Ich lese sehr viele Bücher und finde, dass die Übersetzung Roman Niveau hat.
    Die Story ist sehr Spannend und auch sehr Menschlich erzählt. Man hätte aus der Geschichte auch eine übertriebene Bad Ass Story machen können, aber das wäre dann nur halb so spannend gewesen.

    Wird es mit Radu und Clara noch weiter gehen?

    Antwort
    • 24. August 2017 um 10:05
      Permalink

      Vielen Dank für das Lob 🙂 Ich selber lese auch ständig Romane, daher weiß ich natürlich, wie wichtig die passende Übersetzung ist, um die Stimmung zu erhalten. Dadurch muss man zwar manchmal sehr kreativ werden, was die deutsche Übersetzung angeht, aber das interessiert ja niemanden, solange es spannend bleibt 😛

      Von Radu und Clara war es scheinbar erstmal der letzte Teil, aber wer weiß. Vielleicht kam die Story so gut an, dass sie neue Teile schreiben.

      Antwort
      • 24. August 2017 um 10:26
        Permalink

        Bei einer 1 zu 1 Übersetzung wird die Story ziemlich schnöde und trocken.
        Deine Freestyle Einflüsse machen die Story dann wieder spannend.
        Ich habe mir auch die Originalfassung durchgelesen und finde die Story im Deutschen besser.

        Vielen Dank noch mal.

        Antwort

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