Observist Lifestyle: The Lioraj

Grüße, Reisender. Das Universum ist voll mit einzigartigen Geschichten, die nur darauf warten, erzählt zu werden. Wir hier im OBSERVIST LIFESTYLE Team streben nach einem detailierten Blick aus erster Hand auf die faszinierenden Menschen, die zwischen den Sternen leben und die beeindruckenden Abenteuer, die sie jeden Tag erleben. Heute erforschen wir die tevarinische Lioraj Zeremonie, ein antikes Ritual, welches bis zu diesem Jahr seit der Purge im Jahre 2610 nicht durchgeführt wurde.

Beim Betreten des großen Freiluft-Eingangs war ich sofort erschlagen davon, wie verschieden der Tempel von Rijora im Vergleich zur umliegenden Stadt war, die um die antike Struktur herum entstanden war. Selbst zu dieser frühen Stunde summten die Bewohner von Gemma bereits wie ein Bienenstock; und sie waren dabei genauso dicht gedrängt und fokussiert auf die bevorstehende Aufgabe wie ein solcher. Jedoch herrschte im Inneren der antiken Wände des Tempels eine Stille, die den komplex gemeißelten Boden ebenso bedeckte wie der frühmorgendliche, kühle Nebel. Die Sonne musste noch etwas weiter steigen, um auf die Anlage zu fallen, aber das subtile lilafarbene Schimmern von Jalans Himmel bot genug Licht für mich und die 13 anderen Tevarin, um unsere leichten kiari anzulegen. Dabei handelt es sich um traditionelle, gewobene Kettenhemden, welche die große Zahl verschiedenener Bewegungen erlauben, die für die Zeremonie notwendig sind.

Auch wenn ich ein Tevarin bin, habe ich wie viele meiner Artgenossen noch nie den Boden unserer ehemaligen Heimatwelt betreten. Aufgewachsen auf Borea, verbrachte ich meine prägenden Jahre schwer damit beschäftigt, zu zeigen, dass ich nicht so viel anders war, als meine menschlichen Nachbarn und Freunde. Mit der kürzlichen Ausgrabung der Ruinen auf Kabal III habe ich ein neues Verlangen danach entdeckt, mehr über die Geschichte meiner Vorfahren zu lernen. Als ich also davon hörte, dass die Tevarin Preservation Society versuchte, ein vergessenes Ritual nachzubilden, griff ich bei der Chance direkt zu, mich auf einem neuen Level mit meiner Kultur zu verbinden.

Für die alten Tevarin war die Lioraj Zeremonie ein wichtiges Ritual, um sich mit Vorfahren und zukünftigen Nachkommen zu verbinden. Man glaubte, dass die Durchführung einer spezifischen Abfolge von Gesängen und Bewegungen im Tempel, wenn sich der Planet an einem präzisen Ort seines Orbits befand, zur Harmonie mit allen führen würde, die das Ritual vor ihnen und in der Zukunft durchgeführt hatten oder durchführen würden. Dadurch sollte man Weisheit und Erkenntnis erlangen. Auch wenn das Wesentlichste des Ritus den Gelehrten bereits seit Jahren bekannt war, war es nur einer neuen Sammlung von Inschriften, die auf Kabal III entdeckt wurden, zu verdanken, dass Historiker die Details für Lioraj zusammenpuzzeln konnten.

Für die letzten sieben Wochen vor der Zeremonie verließ ich mein Haus und zog in ein Wohnheim in der Seven Hills Nachbarschaft, welches nur ein paar Blocks vom Tempel selbst entfernt lag. Dort lebte und arbeitete ich zusammen mit meinen 13 Co-Ritualisten, während wir die komplizierte Choreographie lernte, deren Durchführung man von uns erwartete. Eine Abfolge von 98 klaren Posen und Tönen, die alle perfekt ausgeführt werden mussten, um vollständig mit den Lioraji der vergangenen und zukünftigen Generationen zu harmonisieren. Zusammen zu leben würde uns nicht nur erlauben, gründlich zu üben, sondern uns auch dabei helfen, zu lernen, als Einheit zu agieren. Bis zum Ritual würden wir zusammen essen, schlafen und uns waschen. Anfänglich war es seltsam. In meinem ganzen Leben war ich es gewohnt gewesen, der einzige Tevarin im Raum zu sein. Aber jetzt, egal wo ich hinschaute, waren dort andere, die genauso aussahen und sich genauso bewegten wie ich. Abgeschnitten von der Außenwelt, beeindruckte es mich, wie schnell wir ein Rudel bildeten.

In der zweiten Woche hatten wir schon eine eingespielte Routine. Viele der Freiwilligen waren aus Branaugh und sie lehrten uns die Zubereitung traditioneller, tevarinischer Mahlzeiten. Nach dem Aufstehen bei Sonnenaufgang nahmen wir unser Frühstück in Form von narina zu uns, eine gemahlene Mischung aus verschiedenen Samen, Körnern und Nüssen, die gewürzt gekocht zu einem nahrhaften Riegel geformt wurde. Angeleitet von den Historikern wurde jede Bewegung wieder und wieder einstudiert. Die Gesänge und Rufe stellten sich als noch schwieriger heraus. Nicht an das Tevarin-Sprechen gewöhnt, fühlten sich die Wörter und Töne seltsam und fremd an. Für Wochen schmerzte meine Kehle, während sich die Muskeln an die neuen Anforderungen gewöhnten. Auch den anderen erging es so und bald reduzierten sich unsere Konversationen auf Geflüster.

Der Fortschritt war langsam und hart verdient, aber am Ende des ersten Monats begannen sich die Bemühungen auszuzahlen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Bewegungen fast in Fleisch und Blut übergegangen. Jetzt übten wir nicht mehr um zu lernen, sondern um perfekte Synchronität miteinander zu erreichen. Meine Gedanken drehten sich nicht mehr darum, wie hoch oder niedrig ich meine Ellbogen positionieren oder wo ich meinen Fuß platzieren musste. Stattdessen erreichte ich einen meditativen Zustand. Es war leicht zu verstehen, dass meine Vorfahren glaubten, dass sich die Zeit während des Rituals in einem einzigen Punkt bündelt. Meine Tage im Wohnheim waren bereits zu einem einzigen Schleier verschwommen. Bevor ich mich versah, waren die sieben Wochen vorüber und der Tag des Rituals war da.

Eine große Menge hatte sich am Tempel versammelt, um uns zuzuschauen. Eine Zeremonie zu begehen, die seit einigen Jahrhunderten nicht durchgeführt worden war, war eine große Sache. Nicht nur für Tevarin, sondern auch für die vielen Menschen, die gekommen waren, um das Erhaltungsvorhaben zu begrüßen. Kurz bevor wir beginnen sollten, trafen die Demonstranten ein. Sie trugen Schilder wie “Nie wieder” und “Die Säuberung muss Bestand haben.” Manche waren Tevarin, die glaubten, dass die Vergangenheit unseres Volkes begraben bleiben sollte, während andere Mitglieder der Anti-Tevarin-Bewegung “Nemesis” waren. Laut einer Stellungnahme im Spectrum der Gruppe sind sie entschlossen, “sicherzustellen, dass die Tevarin nie wieder eine Bedrohung für das Empire werden.” Sie befürchten, dass wenn sie Tevarin sich mit ihren Vorfahren verbinden, sie schon bald wie damals Krieg gegen die Menschheit führen wollen. Jedoch ging es für mich und die anderen bei dieser Wiedervereinigung mit unserem tevarinischen Erbe nicht darum, uns von der Menschheit zu trennen, sondern darum, unseren Platz in der Gesellschaft zu finden. Wie könnten wir als Volk sonst wissen, wo uns unser Weg hinführt, wenn wir keine genaue Vorstellung davon haben, wo wir mal gewesen sind? Auf mehrere Weisen ist es genauso das, worum es im Lioraj selbst geht: sich mit der Vergangenheit zu verbinden, um eine Verbindung zur Zukunft zu bekommen.

Ich war bereits nervös gewesen, vor so einer großen Menge aufzutreten, aber nun machte ich mir Sorgen, dass ich mich vielleicht nicht konzentrieren könnte, weil Nemesis so eine Unruhe verursachte. Natürlich war es genau das, worauf sie hofften. Mein Herz trommelte und meine Haut erhärtete sich, aber als wir 14 unsere Positionen in der Halle und die erste Pose einnahmen, driftete die Menge, inklusive der Demonstranten, in den Hintergrund. Ich war nicht mehr ich. Ich war das Lioraji.

Zusammen bewegten wir uns. Unsere Stimmen erhoben sich als eine und 14 Paar Füße und Hände formten die antiken Worte. Pfade kreuzend schlängelten wir uns über den Boden und weihten den Raum, eine Warnung, dass das Ritual begonnen hatte. Die Geschwindigkeit nahm zu und das Herz der Zeremonie fesselte uns, während wir im warmen Licht badeten, das den Morgenhimmel von Kaleeth, der Heimatwelt unseres Volkes, füllte.

Als wir die letzte Pose erreichten, stand die Zeit für einen Moment still und rauschte dann mit den Jubelrufen der Menge wieder weiter. Wir hatten es geschafft.

Ich bin mir nicht sicher, ob wir eins mit den Tevarin der Geschichte geworden waren, aber ich weiß, dass ich mehr damit zusammengewachsen bin, was es bedeutet, sowohl ein Tevarin als auch ein Bürger zu sein – mehr als jemals zuvor. Und dass ich beim nächsten Mal, wenn Jalan den Aphelion erreicht, wieder zurückkommen werde, um das Lioraj erneut zu vollziehen, zusammen mit unzähligen Tevarin vor und nach mir.


Quelle: RSI
Übersetzung: StarCitizenBase
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2 Kommentare zu “Observist Lifestyle: The Lioraj

  • 28. September 2017 um 11:43
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    Vielen Dank wie immer für die Übersetzung.

    Ich finde momentan die Tevarin von allen Rassen, die angekündigt sind am spannendsten. Ich freue mich schon darauf, sie im verse unter den Menschen zu sehen.

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