Exklusivartikel: Wired magazine – Fans Have Dropped $77M on This Guy’s Buggy, Half-Built Game
Hinweis:
Für den Inhalt des Originalartikels ist ausschließlich Wired.com verantwortlich. Die darin getroffenen Aussagen entsprechen nicht zwingend der Sichtweise von Starcitizenbase.de und werden an dieser Stelle wieder gegeben und z.T. kritisch reflektiert.
Nun berichtet auch das Wired magazine (zu deutsch: verdrahtet, verkabelt) und die Webplattform Wired.com über die erfolgreichste Crowdfunding Kampagne aller Zeiten und den Traum eines Mannes, der immer noch ein Kind zu sein scheint. Die Rede ist natürlich von Star Citizen, bzw. Chris Roberts oder wie Wired.com ihn nennt – den ‘Crowd Commander’, in Anspielung auf die Wing Commander Reihe.
Aus Sicht der Fans lässt der Titel des Artikel zunächst nichts Gutes ahnen, liest er sich doch: “Fans überschütten diesen Typen mit 77 Mio. $ für sein halbfertiges, fehlerbehaftetes Spiel”. Bemerkenswerterweise steht der eigentliche Artikel klar im Gegensatz zu dieser Negativschlagzeile, was Raum für Spekulationen hinsichtlich der Motivation des Autors lässt.
Wenn man sich die harten Fakten vor Augen führt, klingt es selbst für hart gesottene Fans unglaublich: 200 Schiffe, 2.500 $ pro Stück, verkauft in weniger als einer Minute. Die Rede ist natürlich vom Sonderverkauf der Javelin, einem Zerstörer und bis heute das größte Schiff, für das man spenden konnte. Wie bringt man Menschen dazu eine solche Summe für einen digitalen Inhalt auszugeben, der erstens nicht real ist und zweitens erst noch fertig gestellt werden muss? Mit dieser Frage und mit dem Versuch die Motivation eines ‘backers’ wie dem IT-Spezialisten Wulf Knight zu beleuchten beschäftigt sich Wired.com in ihrem Artikel.
Die Sichtweise, welche der Autor dabei auf den Entwicklungsprozess von PC- und Videospielen zeigt ist eindeutig nicht mehr zeitgemäß. Man könnte sagen, das Prinzip hinter der Crowdfunding Kampagne von Star Citizen wurde nicht verstanden. So wird von einem unfertigen, fehlerbehafteten Spiel gesprochen und Vergleiche zu anderen Top-Titeln wie Watchdogs gezogen (auch Bezogen auf das Entwicklungsbudget) ohne zu erwähnen, dass Star Citizen von Beginn an modular geplant wurde, bzw. sich auch jetzt noch in einer frühen Alphaphase befindet und das auch zu jedem Zeitpunkt mit den Fans kommuniziert wurde. Das Ziel von Chris Roberts und von Cloud Imperium Games war und ist es ein ganzes Universum zu erschaffen, ohne sich dabei den Zwängen zu unterwerfen, die Entwicklern von großen Herausgebern wie EA auferlegt werden. Und das tun sie auch.
Ein Mann mit einer Vision – Chris Roberts, der George Lucas der Spieleindustrie?
Um dieses Ziel zu erreichen kehrte Chris Roberts im Jahr 2011 Hollywood den Rücken zu, nachdem er als Produzent an Filmen wie ‘Lord of War’ und ‘Lucky Number Slevin’ mitgewirkt hatte. Um die Weltraumsimulation seiner Träume zu entwickeln entschließt sich Chris Roberts dazu den riskanten Weg einer Crowdfunding Kampagne zu beschreiten und startet Ende 2012 ebendiese auf dem Portal kickstarter.com. Dank seiner guten Reputation und seines großen Erfolges vergangener Tage, vor allem mit der Wing Commander Reihe und Spielen wie Freelancer und Privateer, war diese ursprüngliche Förderkampagne ein voller Erfolg.
Das Kunststück was er nach dieser Initialförderung vollbrachte war bis dahin ungesehen und machte Star Citizen zum erfolgreichsten Crowdfunding Projekt aller Zeiten – er ließ den Unterstützern die Möglichkeit auf seiner Internetseite robertsspaceindustries.com weiter zu spenden, um das Spiel noch umfangreicher zu machen. Ein einfacher und doch genialer Schachzug, der immer neue Unterstützer anzog und dem Projekt zu seinem heutigen Umfang verhalf.
Ohne das dabei gezeigte Maß an Transparenz und ohne die Einbindung der Fangemeinde in die Entwicklung, wäre das nicht möglich gewesen. Die Art und Weise in der Chris Roberts an der Spitze von CIG das Marketing seines Traumprojektes und das Geschick des Unternehmens lenkt überrascht immer wieder.
Seine Innovationskraft zeigt sich in den Schiffsverkäufen (eigentlich Spendenaktionen) und den aufwändig inszenierten Schiffswerbespots im Internet – ähnlich innovativ wie einst George Lucas, der für sein Star Wars auf hohe Gagen verzichtete und lediglich die Vermarktungsrechte für sich beanspruchte, welche zu jener Zeit noch völlig bedeutungslos erschienen, ihn jedoch zum Milliardär machten. An einigen Clips arbeiten Leute, die bereits an Battlestar Galactica und Firefly mitgewirkt haben. Nach Roberts’ Vorstellung dienen diese innerhalb der Fiktion von Star Citizen kohärenten Inhalte dazu die Spielwelt glaubhaft zu gestalten und in den Köpfen der Fans zum Leben zu erwecken.
Quelle: YouTube
Vom Wing Commander zum “Crowd Commander”
Um zu verstehen, warum Chris Roberts so viele “Sternenbürger” für sein Projekt begeistern konnte, muss man einen Blick in die Vergangenheit werfen und sich ein Stück Videospielgeschichte vor Augen halten. Mit nur 21 Jahren gelang es dem Jungen aus Manchester, mit seinem kindlichen Äußeren und einer ansteckend enthusiastischen Art nicht einfach nur Origin Systems aus Austin Texas von seiner Idee für ein Spiel zu überzeugen, sondern erschuf mit Wing Commander ein ganzes Genre, quasi aus dem Nichts. Zu einer Zeit der Arcade-Titel, die oft ohne tieferen Sinn für schnelle Unterhaltung sorgten, präsentierte Robert den Menschen ein Spiel mit Geschichte, ein immersives Abenteuer aus der Ego-Perspektive, ein absolutes Novum zu jener Zeit.
Um zu speichern drückte man nicht blos auf eine Schaltfläche mit entsprechender Aufschrift, man legte sich auf seinem Feldbett schlafen. Starb man im Spiel, so sah man nicht einfach einen Bildschirm mit dem Titel ‘Game Over’, wie zu jener Zeit üblich, man wurde Zeuge seiner Eigenen Beerdigung an Bord des Trägerschiffs, durch das Einspielen einer Videosequenz. Das verleihte dem eigenen Handeln Bedeutung und ermutigte dazu weiter zu spielen.
Mit Wing Commander 2 folgte gesprochener Dialog, der dritte Teil beeindruckte bereits mit aufwendig gefilmten Sequenzen und namenhaften Schauspielern wie Mark Hamill und Malcolm Macdowell. Als es im Jahr 1999 grünes Licht gab für eine vollwertige Filmadaption von Wing Commander, genoß Chris Robert als erster und bis dato einziger Spieledesigner das Privileg selbst Regie führen zu dürfen. Entgegen der Behauptung von Wired.com, der Film sei einer der größten Erfolge des Jahres 1999, muss er bei einem Budget von 30 Mio. $ und einem Erlös an der Kinokasse von ca. 11,5 Mio. $ als komerzieller Flop betrachtet werden.
Als Roberts’ im Jahr 2012 zurückkehrte um mit einem beeindruckenden 11 minütigen Video für sein neues Projekt zu werben, war das für viele Fans der Wing Commander Ära wie die Erfüllung eines lang gehegten Traumes. Viele von ihnen waren nunmehr erwachsen und hatten das nötige Kleingeld um ihrem alten Idol unter die Arme zu greifen.
Quelle: YouTube
Ist das Spenden bereits Teil des Vergnügens?
Der Autor des Originalartikels stellt berechtigterweise die These auf, dass professionell konzeptionierte und zielgruppenorientierte Crowdfunding Kampagnen, wie die von Chris Roberts, es in gewisser Weise vollbringen, beim Spender das Gefühl der Freude zu replizieren, wie man es verspürt, wenn man ein Spiel spielt. Man fühlt sich als Teil von etwas Wichtigem, etwas Größerem. Ob diese These auf einen selbst zutrifft muss jeder für sich entscheiden. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass viele Citizens großen Spaß daran haben sich in oft stundenlangen Träumereien und Gesprächen zu verlieren, die sich nicht selten darum drehen welche Rolle man später im Spiel bekleiden möchte, oder welches Schiff am besten für welche Aufgabe gerüstet ist. So gesehen bereitet die Zeit vor der eigentlichen Veröffentlichung Vielen bereits großes Vergnügen.
Der durchschnittliche backer investierte bislang in etwa 96 $ in Star Citizen, viele jedoch etwas mehr oder auch erheblich mehr. Wie Wulf Knight, 39 Jahre alt und IT-Spezialist aus Madison, Wisconsin. Für ihn war klar, wenn Chris Roberts nach 10 Jahren wieder auftaucht, um eine neue Weltraumsimulation zu kreieren, dann muss er dabei sein. Aus seinen ursprünglich gespendeten 250 $ wurden nach und nach immer mehr, bis er schließlich bei der stolzen Summe von 22.501 $ angekommen war (inklusive 2.500 $ für seine Javelin). In Worten wäre diese Zahl ein sehr, sehr langes Wort.
Er selbst erklärt sein Handeln mit einem “Pokémon-Komplex” – er muss sie alle haben. Und doch deuten seine Aussagen nicht darauf hin, dass er dem Wahnsinn verfallen ist. Mit dem Erwerb des Wing Commander Pakets für 10.000 $ erwarb er, neben so ziemlich jedem Schiff, die Möglichkeit einen Tag mit Chris Roberts zu verbringen, sicherlich etwas wovon viele Fans träumen. Knight jedoch findet, dass Chris wichtigeres zu tun hätte, wie z.B. Star Citizen fertig zu stellen und lehnt großzügig ab.
Somit ist er zwar ein Extrembeispiel, bleibt jedoch in seinen Erwartungen realistischer als so manch anderer, der nur einen Bruchteil dieser Summe gespendet hat und trotzdem meint CIG sei ihm etwas schuldig. Er selbst betrachtet Star Citizen als sein Freizeitvergnügen. Manch einer investiert zehntausende in die Restauration alter Autos, er eben in digitale Raumschiffe, oder besser gesagt in die Realisierung eines Projektes, dessen Ziele viele Menschen verbindet. Das Chris Roberts oder CIG ihm für sein Geld etwas schuldig ist glaubt er nicht, schließlich ist jede Ausgabe freiwillig und lediglich eine Spende.
Einige Internetportale wie Ten Ton Hammer sehen das etwas verzerrter und bezeichnen die Crowdfunding Kampagne als Betrug am Spieler. Ob Neid oder ein Mangel an Verständnis hinter solchen Aussagen stehen bleibt ungewiss.
Roberts selbst weist solche Kritik in seinem Neujahrbrief an die Unterstützergemeinschaft ausdrücklich zurück. Ob er jedermanns Traumspiel entwickeln werde? Sicher nicht, denn das wäre unmöglich. Aber er verspricht etwas Besonderes zu schaffen, worin sich Menschen voller Freude verlieren möchten. Star Citizen ist kein Sprint, nicht einmal ein Marathon. Es gibt keine Ziellinie, da immer neue Inhalte hinzu kommen werden. Star Citizen ist eine Lebensart und zwar genau solange, wie die Community sich damit beschäftigen möchte.
Und das passiert schon jetzt, auch ohne “fertiges” Spiel. Die Menschen verfolgen gespannt Videos und Podcasts, durchforsten das Netz nach neuen Informationen, wie hier auf Starcitizenbase.de, trainieren den Weltraumkampf im Arena Commander und träumen von ihren zukünftigen Abenteuern im persistenten Universum. Chris Robert war bereits erfolgreich in seinem Vorhaben ein riesiges, aufregendes Universum zu erschaffen – in der Vorstellung eines jeden Einzelnen von uns.
In diesen Sinne…wir sehen uns auf dem Flugdeck!
— GIBSON out. —