Contest: Kurzgeschichte (skylein)

 

Eine weitere Einsendung von Linda, alias Skylein hat uns erreicht! Sie teilt mit uns ihre Kurzgeschichte! Viel Spaß beim Lesen:

 

Widerstand ist zwecklos

oder

Ein nicht alltäglicher Einstieg in das Star Citizen Universum

 

Die Ecken aus flexibler aber dennoch stabiler, reptilienartiger Haut öffneten sich. Daraus hervor quoll grüne gallertartige Masse und mit ihr ein achtbeiniges Lebewesen, das von einem einzigen Gefühl beseelt war: Ich muss den Fortbestand meiner Rasse sichern!

Die Raumstation war für mich nutzlos. Ein paar klägliche Gestalten hatten die zuvor stattgefundenen Kämpfe überlebt. Doch diese humanoiden Reste hatten für meine Ansprüche alle nicht ausreichend Potential, um meinen, geschweige denn weitere Nachkommen in ihren Körpern heranwachsen zu lassen. Ich wurde jedoch nicht schlau aus den allgegenwärtigen Stimmen, die neben der synthetisierten Ansage des Computers zu hören waren. Eine davon war ängstlich und schreckhaft. Die andere erzählte aufgeregt und viel – vermutlich genau deswegen. Sie verwendeten beide unzählige Begriffe, die ich nicht verstand, zumindest noch nicht. Ich hockte direkt auf einem dieser blinkenden Terminals. Der Computer fragte „Soll das Spiel wirklich beendet werden?“ Ich hörte die schreckhafte Stimme sagen: „Ja, komm! Geh da bloß raus, wir machen morgen Nacht weiter. Ich kann nicht mehr vor lauter Adrenalin. Ist ja auch schon wieder kurz nach drei.“ „OK, gespeichert und raus“, antwortete die andere.

Es zischte. Alles um mich herum war so anders… Es war warm. Die Luft war nach wie vor verbraucht und mit niedrigem Sauerstoffgehalt aber der Geruch nach Metall, Maschinen und kürzlich gelöschtem Feuer fehlte gänzlich. Dafür waren die Stimmen jetzt ganz nah. „Gute Nacht, Dozer. Wir sehen uns dann morgen um 12.“ „Ciao, ciao! Schlaf gut.“ Ich saß auf einem Holzfußboden, überall Kabel und grelles Licht. Ich sah eine grüne Wand an, die sofort wieder verschwand, nachdem sie ein Humanoid mühelos zusammenfaltete. Ich war an einem völlig anderen Ort, vermutlich in einer völlig anderen Zeit und einer völlig anderen Dimension. Und dann… wuaaaaaah! Der erste echte Schreck meines Lebens. Was war das an meinen Beinen? Haare? Was zum Teufel…? „Huch, was machst du denn auf dem Boden, Thekla? Zurück auf den Schrank mit dir.“

Es packte mich und bevor ich wusste, wie mir geschieht, setzte es mich nach oben. Moment! THEKLA? Meinte das mich damit? Ich bin männlich! Thekla klingt irgendwie nicht danach. Eher nach… Mädchen. Wo bin ich hier nur hingeraten? Wie soll ich denn jetzt den Fortbestand meiner Rasse sichern? Ich muss brüten! Das heißt, ich muss mich ernähren. Ich brauche bald einen Wirtskörper auf dem ich mich niederlassen und an dessen Blut ich mich laben kann. Meinen Samen werde ich ihm einpflanzen auf dass mein Nachkomme sich an den Innereien stärkt und dann bald weitere Nachkommen hervorbringt. Aber gut Ding will Weile haben. Immerhin scheine ich jetzt direkten Zugriff auf eine potentielle Bruteinheit zu haben. Ich erkläre sie zu meiner Reservebruteinheit und werde erst einmal wieder Herr der Lage. Tagein, tagaus geht das nun so. Star Citizen hier, Star Citizen dort. Sie müssen Hintergrundinfos recherchieren, Nasen pudern, aufnehmen, schneiden, Qualm auf dem Balkon rauslassen, Ton bearbeiten, Bilder einfügen, Nahrung aus Alufolie auspacken – Post Produktion nennen die Bruteinheiten das. Von meinem erhöhten Platz aus, bekomme ich alles bestens mit. Selbst wenn der Lustige im Dunkeln komische Geräusche durch sein Riechorgan röchelt, bleibt mir das nicht erspart. Seitdem ich dieses Fell an mir dran habe, kann ich keine meiner Bewegungen mehr selbst bestimmen.

Verflucht sei meine Neugier auf alles, was blinkt. Und Geräusche macht. Ich wette, dieses grüne Plasmaleck ist daran Schuld, dass ich jetzt hier festsitze. Und was habe ich davon? Ich werde auf Köpfe von so lecker anmutenden Bruteinheiten gesetzt, meine Arme werden in alle Richtungen verbogen und ich werde entmannt, indem man mich mit weiblichen Namen betitelt. Aber wartet nur ab. Rache war bekanntlich ein Gericht, das man am besten kalt serviert… Allmählich setzen sich die einzelnen Informationen zu einem verständlichen Ganzen zusammen. Schöne neue Welt dieses Star Citizen. Ob Let´s play, Showcase oder NewsCrash – alles beinhaltet Wissen über diesen noch unbekannten Ort. Es wird dort viel Raum geben, für viele Lebewesen und damit viel Nahrung und Brutplätze für die Meinen. Mein angesammeltes Wissen gebe ich der nächsten Generation weiter, die ich hier auf den Weg bringen werde. Ich muss gestehen von Zeit zu Zeit können sie bei mir auch Heimweh auslösen – nach den dunklen Ecken der Raumstation, dem Geruch nach durchgeschmorten Leitungen und verglühten Feuerwerfern. Ich mag die Let´s wait Geschichten nicht, in denen sie auf die Jagd nach mir und meinesgleichen gehen. Sie erinnern mich daran, wie fehl am Platz ich doch eigentlich hier bin und wecken damit doch nur umso mehr mein Verlangen endlich ins Verse überzusiedeln und dort die vorherrschende Position aller Lebensformen einzunehmen. Ich werde meine Art dort etablieren, koste es, was es wolle…

Schon wieder spricht die lustige Reservebruteinheit von Thekla. Allmählich gewöhne ich mich an diese Bezeichnung. Gar nicht gut. Ich werde nachlässig in meinen Bestrebungen. Aber es ist gemütlich hier. Sie reden von mir, ja sogar mit mir – auch wenn sich das sehr einseitig gestaltet. Ich scheine berühmt zu sein. Man fragt nach mir. Immerhin bin ich durchaus aufgetreten in diversen Ausgaben ihrer Nachrichten. Aber ich habe hier eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Ich darf mich nicht ablenken lassen. Die hübsche Reservebruteinheit erzählt ständig von Rüstungslücken und will immer neue Raumschiffe kaufen, sehr zum Ärger der lustigen Bruteinheit. Es gibt wohl ziemlich viele Schiffe, auch viele große Schiffe. Auf der Javelin haben bis zu 80 Bruteinheiten Platz. Das ist ideal, um die nächste Generation zu ernähren. Damit steht mein Plan fest: Ich muss nur meinen Nachfolger im Capitain dieses Schiffes platzieren und im Handumdrehen breiten wir uns im neuen Universum aus… Aber – die wollen bitte WAS? Meine Lieblingsreservebruteinheiten wollen mich weggeben – MICH – ihren treuen, plüschigen Freund, der unzählige Nachtschichten mit ihnen durchlitten hat? Ich freue mich stets, wenn Abos hinzugekommen sind. Aber dieses 2k-Special avanciert zu meinem persönlichen Alptraum… Das geht eindeutig zu weit! Außerdem – was soll das bitte heißen? Dritter Platz? Als wenn es etwas Wertvolleres gäbe als das Letzte seiner Art in diesem Teil des Weltraums. Ich muss hier bleiben und in das persistente Universum einsteigen. Ich muss meine Art retten, Himmelherrgott… große Königin steh mir bei – unser Schicksal entscheidet sich am 31. Mai…

Vestom

Germanist, Politikwissenschaftler und unglaublicher Space Sim Fan

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