Orbital Supermax: Episode II
In Kooperation mit dem StarCitizenHQ veröffentlichen wir jeden Sonntag eine übersetzte Folge der Spectrum Dispatch Geschichten.
Diese Woche geht es mit Episode II der Kurzgeschichte Orbital Supermax von Jordan Ellinger weiter.
Hier geht’s zu den restlichen Episoden: I, II, III, IV, V, VI, VII, VIII, IX, X, XI
Und jetzt wünschen wir Euch viel Spaß beim Lesen!
Orbital Supermax: Episode II
Das Feuer im Hochsicherheitsblock, das sich durch Kabelkanäle in der abgehangenen Decke verbreitete, brannte so heiß, dass die Kunststoffblenden an den Wänden begonnen hatten, zu schmelzen. Der dicke schwarze Rauch, der in den Flur gelangte, erinnerte mich an Tinte, die sich langsam im Wasser ausbreitet.
Wes Morgan, der Mann, den wir hier befreien wollten, drückte sein Gesicht nah an meines. Er hatte einen Ärmel seiner Gefängnisuniform abgerissen, ihn in seiner kleinen Spüle nass gemacht und dann über sein Gesicht gebunden. Den anderen Ärmel gab er mir. “Dort oben” er deutete an die Decke, “überhitzter Dampf. Und dort unten ist der chemische Rauch, der dich tötet, wenn du ihn einatmest. Bleib so niedrig wie möglich, aber nicht zu tief. ” Er drehte sich um, um weiter den Korridor entlang zu gehen.
“Wir müssen auf das Flugdeck kommen. Es ist der einzige Weg aus der Station“, sagte ich und zeigte in die Richtung, in der Cayla Wyrick auf uns wartete. Das Gefängnis war im Abriegelungsmodus und sie war die einzige Person mit den nötigen Codes, die uns dort hin bringen konnte. Wir hatten keine Zeit für Umwege. Ich war mit einer Stupsnase-Elektroschockpistole bewaffnet, die ich von einem Schließfach außerhalb des Blocks genommen hatte und es gab immer noch die Möglichkeit damit auf ihn zu zielen, aber wir brauchten seine Hilfe, um an der Piraten Blockade vorbei zu kommen.
“Wir gehen nicht ohne Asari “, sagte er schroff.
“Wer ist Asari?” Fragte ich, aber Morgan hatte bereits begonnen den Korridor entlang in Richtung der nächsten Zelle zu gehen. Ich war mir sicher, den Namen schon einmal gehört zu haben, aber ich konnte mich nicht erinnern, wo; also folgte ich widerwillig, halb gebückt, so wie er mir gesagt hatte. Obwohl ich kein offenes Feuer sehen konnte, war die Luft heiß und meine Lungen brannten beim Atmen trotz des nassen Tuchs vor meinem Gesicht.
“Diese”, sagte Morgan durch sein Ärmelstück. Er stand vor der einzigen anderen besetzten Zelle in diesem Block. Statt einem Namen stand eine Reihe von Zahlen über der Türe.
Wyrick hatte mir ihre Identifikationskarte gegeben, mit der es ein Leichtes gewesen wäre, diese Türe zu öffnen. Aber das hier war der Hochsicherheitstrakt. Hier wurden die UEE Gefangenen geparkt, von denen sie nicht wollen, dass sie jemand findet. Männer, die grausamen Verbrechen begangen hatten, oder bekannte Verbindungen zu Piraten hatten, oder …
Ich erinnerte mich plötzlich wieder, wer Yusaf Asari war.
“Ich werde diese Türe nicht öffnen”, sagte ich bestimmt. Asari war wegen versuchten Völkermords inhaftiert. Ein tevarinischer Terrorist, der waffenfähige Viren auf einer der Kolonien im Geddon System freigesetzt hatte. Der Plan war, die Infektion durch Transporte, die von der Kolonie zum UEE Raum zurückkehrten, zu verbreiten. Die Advocacy hatte Wind davon bekommen und die Kolonie abgeriegelt, bevor sich das Virus verbreiten konnte; die Anzahl der Opfer auf dem Planeten hingegen war entsetzlich. Er war im wahrsten Sinne des Wortes ein Monster.
“Wir können hier stehen und diskutieren, oder ich kann dir einfach die Identifikationskarte abnehmen und die Zelle selbst öffnen. Dir die Karte zu lassen, ist reine Höflichkeit. “
Morgan wusste, dass ich bewaffnet war, aber es schien ihn nicht zu kümmern. Vielleicht wollte er einfach nur verhindern, dass Assari den Flammen stirbt, dachte ich mir. Wenn dem so war, konnte ich wohl ein wenig nachgeben. “Ich will, dass du dafür bürgst, dass er die Station nicht verlassen wird.”
Morgan stimmte zu. “Ich werde ihm nicht helfen, die Station zu verlassen. Was er auf eigene Faust macht, ist allerdings ihm überlassen.” Mehr konnte ich wohl nicht erwarten.
Asari kam nicht sofort aus seiner Zelle. Für einen Tevarin war er groß und das hatte was zu sagen. Außerdem hatte er Narben quer über das Gesicht und auf den Schultern, die man wegen dem weißen, ärmelloses Shirt, das er trug, deutlich sichtbar waren. “Morgan”, sagte er mit einer undeutlicher Stimme, “du siehst kein Stück aus, wie ich es erwartet habe.”
“Schau nicht so dumm aus der Wäsche”, sagte Morgan. “Betrachten das als einen Rettungsmission.”
Asari blickte an mir vorbei, als ob ich gar nicht da wäre. “Ich kann dich nicht begleiten”, sagte er. “Mein tevarischen Brüder werden auf einem der unteren Decks festgehalten. Ich werde sie finden und dann werden wir uns den Angreifern anschließen, wenn sie uns mitnehmen. Wenn nicht, werden wir sie töten. “
“Ich verstehe”, sagte Morgan. Er streckte die Hand aus, die Asari schüttelte. “Es war mir ein Vergnügen.”
“Ich werde Euch wiedersehen, Wes Morgan, wenn nicht vor dem Tod, dann danach.” Damit wandte sich der riesige Tevarin den Korridor hinunter und verschwand tiefer in das Gefängnis.
“Wir gehen noch nicht zum Flugdeck“, sagte Morgan, als wir zu Wyrick zurück kamen. Er sprach weiter, bevor einer von uns widersprechen konnte. “Der Spielzeug Elektroschocker, den du da hast, wird uns nicht helfen, wenn wir die Typen, die die Abwehr einer Orbital Station ausgeschaltet haben, hier über den Weg laufen und ich will verdammt sein, wenn ich Ihnen mit nichts weiter als meiner charmanten Persönlichkeit entgegen trete.
“Keine Waffen”, sagte Wyrick bestimmt.
Morgan taxierte sie von oben bis unten.
“Du bist ein süßes Mädchen. Siehst auch gut aus. Du willst nicht herausfinden, was diese Typen mit dir anstellen, wenn sie die Chance dazu haben.“
Er ließ diesen grausamen Gedanken für einen Moment in der Luft hängen, bevor er fortfuhr. “Du weißt, wer ich bin?”
Sie wurde blass, nickte aber.
“Du hast meine Datei gelesen?”
Ein weiteres Nicken. “Kellogg IV wollte ein psychologisches Profil, bevor wir Sie übergeben. Ich wollte es irgendwann nächste Woche erstellen.“
“Gut. Dann weißt du, dass ich kein Psychopath bin. Waffen sind ein Verhandlungsinstrument. Wenn ich nicht zum Schießen gezwungen werde, werde ich auch nicht schießen.“
Sie musterte ihn einen Moment lang, dann nickte sie ein drittes Mal. Komischerweise habe ich nicht geglaubt, dass sie ihre Meinung wegen Morgans Drohung geändert hatte. Sie war eine Psychiaterin und Psychiater waren gut im Lesen von Menschen. Ich vermute, sie sah etwas in ihm, das ihr sagte, dass er die Wahrheit sprach.
Leider waren wir nicht die Ersten auf der Station, die an die Waffenkammer dachten. Wir riskierten es, den Aufzug zu benutzen, und fuhren zwei Etagen tiefer, dann ging es durch ein Labyrinth aus Gängen. Als wir unserem Ziel näher kamen, hörten wir Geräusche von Metall-auf-Metall, Schreien und Fluchen. Die Quelle war offensichtlich, als wir um eine Ecke bogen. Ein Gefangener, der so dünn war, dass es aussah, als sei seine Brust konkav, drückte eine Reparaturwaffe an eine verschlossene, schrottgleiche Tür. Die Pistole, die in der Regel verwendet wird, um Löcher zu versiegeln, die durch Mikro-Meteoriten in den Rumpf geschlagen wurden, löste aus, sobald sie mit Metall in Kontakt kommt. Angekohlte Flecken zeichneten ein breites Muster an den Stellen, an denen Öffnungsversuche fehlgeschlagen sind.
Ein riesiger Gefangener, den ich als Albus Cronock kannte, stand bei einer Gruppe von Männern. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und beobachtete die Aktion mit Argusaugen. Eine von einer toten Wache genommeneWaffe lehnte gegen eine Wand in der Nähe, in Reichweite.
“Letzte Chance, umzudrehen und zum Flugdeck zu gehen”, bot ich nervös an.
“Wir bleiben”, sagte Morgan. Er streckte seine Hand aus. “Gib mir die Pistole.”
Ich zögerte, aber überraschenderweise pflichtete Wyrick ihm bei. “Glaubst du, es würde auf die eine oder andere Weise einen Unterschied machen?”
Vielleicht machte es keinen Unterschied, aber das Gewicht der Waffe auf meiner Hüfte wirkte beruhigend und das Gefühl gab ich nur widerwillig auf. Sobald ich sie Morgan gegeben hatte, trat er zu einem der Control Panels, das an der Wand montiert war, zerschlug es mit seiner Faust und entfernte dann einen Draht aus dem Inneren. Er nahm den Clip aus dem Elektroschocker und tat etwas mit dem Draht, bis es Funken sprühte. Er untersuchte es kurz und steckte den Clip zurück in die Waffe, als er zufrieden war.
“Da. Jetzt ist es tödlich.“ Er hob den Lauf und richtete sie direkt auf uns.
“Nun”, sagte ich und starrte zu Wyrick, “das hat nicht all zu lang gedauert.“
“Das ist alles Teil des Plans, nicht wahr, Morgan?”, fragte Wyrick optimistisch.
“Es ist Teil eines Plans, sicher”, antwortete Morgan mit einem Achselzucken. “Du weißt, was einem am ersten Tag im Gefängnis geraten wird? Finde den größten und gemeinsten Hurensohn und fange einen Kampf an? Das ist, was wir tun werden.“
Dann winkte er uns mit der Pistole vorwärts. “Jetzt bewegt euch.”
Es dauerte ein paar Sekunden, bis der Mann mit der Reparaturwaffe bemerkte, dass die anderen Gefangenen verstummt waren, aber als er es tat, senkte er das Werkzeug, hob seine Schutzbrille und sah dann zu Cronock. Der große Gefangene stieß sich von der Wand ab, trat mit seinem Zeh unter die Gewehrschulterstütze, schleuderte es damit in die Luft und fing es mit seinen Händen auf. Als er auf uns zu schritt, folgten ihm einige der Gefangenen.
“Sieh mal einer an! Cayla Wyrick. Schön, dein hübsches Gesicht zu sehen. Wer sind deine beiden Freunde? “
Ich hätte wissen müssen, dass jeder hier die Gefängnis Psychiaterin kennt. Mein Blick fiel auf Morgan. Er umfasste den Griff der Waffe und nickte in Richtung des mageren Kerls mit der Reparaturwaffe, als wolle er mir sagen, ich solle mich um ihn kümmern, wenn die Dinge schief laufen. Ich zuckte mit den Schultern und tat so, als ob ich ihn nicht verstanden hätte. Ich bin so tapfer wie jeder andere Kerl, aber eine Reparaturwaffe schmolz Metall zusammen. Keine Chance, dass ich mich freiwillig einem funkensprühenden Ende entgegen werfen würde.
“Das heißt Dr. Wyrick”, sagte sie. “Es war Dr. Wyrick, als wir uns das erste Mal getroffen haben und es war letzte Woche Dr. Wyrick, als Sie in meinem Büro wie ein Baby geweint haben, weil Ihre Freundin des Wartens auf sie überdrüssig wurde und mit ihrem Chef durchgebrannt ist.”
Cronock kniff die Augen zusammen, als wäre er geschlagen worden und warf dann schnelle Blicke nach links und rechts. “Weinen? Ich? Du denkst du wohl an den falschen Kerl.“ Er zuckte mit der Schulter und sprach in einem weicheren, flehenden Ton: “Gibt es nicht eigentlich so etwas wie ein Arzt-Patienten-Vertrauensverhältnis?“
Wyrick war aber noch nicht fertig. Sie sah den Mann mit der Reparaturwaffe an. “Hallo, James. Ich bin überrascht, Sie hier zu sehen. Was denken Sie, wird Ihre Schwester tun, wenn Sie weitere zwanzig Jahre bekommen, weil sie versuchen, zu entkommen? Bleiben Sie bei Slade und landen am Ende im Krankenhaus? Sie wollten ihr das doch alles ersparen, oder nicht?
“James” wurde rot und legte die Reparaturwaffe auf den Boden. “’Tschuldige, Cronock, ich kann das nicht zulassen.”
“Und Sie! Mick Brown! Waren sie nicht …? “
Der angesprochene Gefangene wartete nicht, bis sie mit ihrer Frage fertig war. “Schon okay, schon okay. Sie haben Ihren Standpunkt klar gemacht. Ich werde Ihnen kein Haar krümmen.“
Ich war fassungslos. Wyrick war es gelungen, eine der gewalttätigsten Gruppe von Männern auf der Supermax zu neutralisieren. Nur mit Worte.
Morgans Augen waren geweitet. “Gibt es niemanden, von dem sie keine dreckige Wäsche kennt?”
Ich konnte nur mit den Schultern zucken.
Wyrick schritt nach rechts in die Mitte der Gruppe. Auch in High Heels reichte sie mit ihrem Kopf nicht einmal an die Schultern der Gefangenen heran, trotzdem was es, als besäße sie sie, ihre Körper und ihre Seelen.
“Ich habe Neuigkeiten für Sie. Ich bin die neue Leiterin dieser Einrichtung. Das bedeutet, dass ich frei über Stationsprivilegien entscheiden und jedem, der uns hilft, Verurteilungsempfehlungen aussprechen kann.“ Sie blickte sich um und ließ die Nachricht sacken. Dann hielt sie ihre Identifikationskarte hoch. “Und weil ich die aktive Gefängnisleiterin bin, habe ich Zugang zur Waffenkammer.”
Morgan blinzelte, als hätte er nur bis zu diesem Punkt nur halb zugehört. „Warten sie einen Augenblick …“
Ich stammelte auch etwas. Wir sollten sie bewaffnen? Aber die Gefangenen begannen zu jubeln und übertönten mich. Da hatte Wyrick die Türe auch schon geöffnet und wir fanden uns mitten in einer Gruppe feiernder, bis an die Zähne bewaffneter Verrückter wieder.
Da das Einzige, das sie davon abhielt, uns aus der nächsten Luftschleuse zu werfen, Wyricks fehlender Preisgabe vertraulicher Informationen war, stellte ich sicher, mir ein P4SC Sturmgewehr zu schnappen. Wenn sie jemals auf mich losen gehen würden, wollte ich bewaffnet sein.
Quelle: RSI
Übersetzung: StarCitizenHQ (Chase Hunter / Tilgron)
Korrektur: StarCitizenBase.de (Priar)