Orbital Supermax: Episode XI

In Kooperation mit dem StarCitizenHQ veröffentlichen wir jeden Sonntag eine übersetzte Folge der Spectrum Dispatch Geschichten.

Diese Woche endet die Kurzgeschichte Orbital Supermax von Jordan Ellinger mit Episode XI.

Hier geht’s zu den restlichen Episoden: I, II, III, IV, V, VI, VII, VIII, IX, X, XI

Und jetzt wünschen wir Euch viel Spaß beim Lesen!


Orbital Supermax: Episode XI

Worte sind mächtige Waffen. Sogar ganz alleine tragen die richtigen Worte, wie z.B. Schimpfwörter, eine Macht in sich. In Form eines Satzes können sie ein Gefühl der Angst im Zuhörer hervorrufen. Der Satz, der immer die meiste Angst in mir hervorruft, lautet: “Es gibt etwas, das du wissen solltest.”

Cayla Wyrick äußerte exakt diese Worte, als wir uns rasant von den beschädigten Überresten der Orbital Supermax entfernten.

“Kann das warten?”, fragte ich. Wir hatten den Tankvorgang abgeschlossen und ich war gerade dabei, eine Übertragung von Morgan zu beantworten. Er war gerade noch im zweiten Jäger unserer kleinen Flotte, die aus drei Schiffen bestand.

“Ich denke nicht,” erwiderte Cayla. “Ich weiß, wer Martin Browning ist.”

Ich verringerte langsam den Schub. Martin Browning war das Herzstück von all dem, was uns in den letzten Tagen zugestoßen ist. In erster Linie war er der Grund für den Angriff der Nova Dogs auf die Station. Der Tod von Hunderten von Menschen konnte direkt auf seine Anwesenheit auf OSP-4 zurückgeführt werden. “Ich fing an, zu glauben, dass es ihn gar nicht gibt.”

“Tut er auch nicht,” antwortete Cayla. “Das ist nur ein Deckname. Deshalb konnten wir ihn bei unserer ersten Suche auch nicht finden.”

Das ergab keinen Sinn. Viele Gefangene, wenn nicht sogar die meisten, hatten Decknamen. “Ich dachte, die Pseudonyme würden automatisch mit durchsucht.”

“Das werden sie. Das war, was mich stutzig machte. Es gibt allerdings nicht viel zu tun, wenn man als Geisel festgehalten wird und die Tevarin hatten eine direkte Verbindung zum Serverraum. Seine Datei war geschwärzt, ich konnte es umgehen.”

Ich hatte bereits vorher versucht, seinen Namen zu finden und Cayla war strikt dagegen gewesen. Was hatte sich geändert?

“Ich hatte viel Zeit nachzudenken,” räumte sie auf meine Nachfrage ein. “Kilkenny riskiert viel. Mit jeder Minute steigt das Risiko, dass jemand die UEE über seine kleine Operation hier informiert. Aber er ist noch immer hier. Warum? Was macht diesen Browning so besonders? Ich suchte nach ihm, aber nicht, weil ich ihn den Nova Dogs übergeben wollte. Ich dachte, er könnte uns helfen. Und es stellte sich heraus, dass er das bereits hat.”

“Es ist Morgan, oder?” fragte ich mit kalter Gewissheit in meinem Herzen. Er war einer der einzigen beiden Häftlinge im Hochsicherheitstrakt. Wenn er Browning war, dann hielt er sein Schweigen, während Hunderte von Menschen getötet wurden. Auf der anderen Seite hätten wir es ohne seine Hilfe niemals von der Station geschafft und ohne ihn hätten wir auch niemals die Blockade der Nova Dogs durchbrochen.

“Was sollen wir tun?” fragte sie.

Ich hatte keine Ahnung. “Weswegen war er inhaftiert?”

“Das konnte ich nicht herausfinden. Dieser Teil der Datei war so stark gesichert, dass ich sie nicht mal mit den Codes öffnen konnte, die mir zugewiesen wurden, als Kilkenny das Kommandodeck zerstörte,” räumte Wyrick ein.

Ich hörte Morgans Stimme durch das Comm zischen. “Alles in Ordnung, Nylund?”

Ich sah sie an, aber Caylas Gesicht war völlig ausdruckslos. Ich betätigte das Comm. “Alles gut. Konicek ist bei uns. Was ist mit deinem Treibstoff?”

“Halbvoll,” antwortete er. “Ich habe gute und schlechte Nachrichten. Zwei Typen habe ich bereits erledigt, drei weitere habe ich aber im Schlepptau und dieser Frachter steht genau zwischen uns und dem Sprungtor. Kannst du mal aushelfen?”

Ich zögerte nur einen kurzen Moment. Ich konnte Morgans Raketenschweif sehen und drei sich schnell bewegende Sterne, die sich von restlichen Sternenhimmel absetzen und ihm folgten. Der Zielcomputer markierte alle drei, kartierte die Vektoren und analysierte ihre Schwächen.

“Konicek, wir entkoppeln.” Der Betankungsschlauch wurde irgendwo über mir zurückgezogen und zurück in den Tanker gespult.

“Hier spricht Korporal Smythe, Sir. Mr. Konicek wurde… er starrt seit zwanzig Minuten ins All. Ich habe Angst, ihn wachzurütteln,” kam die Antwort über das Comm. Smythe war einer der Techniker, die Konicek dabei geholfen haben, den Tanker zu reparieren. Ich hatte ein wenig Mitleid mit ihm und den anderen. “Halten Sie sich von dem Feuerwerk fern. Morgan kommt zum Nachtanken. Sobald er fertig ist, schaffen Sie ihren Arsch hier raus.”

Der dunkle Schatten des Tankers hob ab, drehte sich wie ein Wal und verschwand unter uns.

“Alle angeschnallt?” fragte ich.

“Bist du dir sicher, was du da tust, Avery?” fragte Cayla. “Alles was wir tun müssen, ist Kilkenny zu sagen, dass Morgan Martin Browning ist und er lässt uns gehen.” Ich konnte nicht verhindern, ‘wenn wir es schaffen’ zu murmeln. Der Großteil der Nova Dogs war weit hinter uns, aber bei zwei veralteten Jägern gegen drei moderne Schiffe und einen bewaffneten Frachter standen die Chancen nicht gut. Hinzu kamen ein paar verdächtige Flecken auf dem Langstreckenradar, über die ich nicht weiter nachdenken wollte.

Ich warf die Triebwerke der Cutlass an. Unsere Jäger waren dafür modifiziert, entflohene Häftlinge einzuholen, deshalb wusste ich, dass ich auf meinen Energieverbrauch achten musste, die zusätzliche Geschwindigkeit gab mir in Dogfights allerdings einen großen Vorteil. Ich flog einen großen Bogen und hoffte, die drei Jäger wären so fixiert auf Morgan, dass sie mich nicht von hinten kommen sehen würden. Als es so aussah, als wäre ich ihrer Aufmerksamkeit entgangen, gab ich vollen Schub und eröffnete das Feuer auf sie. Eines der Schiffe explodierte bereits nach wenigen Treffern und die anderen beiden teilten sich auf. Ich drehte nach links ab, um einen davon weiterzuverfolgen und sah, wie Morgan dem anderen hinterherjagte. Nachdem wir sie erledigt hatten, stieß er zum Tanker und begann nachzutanken.

Ich war im Begriff das Comm einzuschalten, als ich merkte, dass es noch angeschaltet war. Ich versuchte mich an die letzte Übertragung zu erinnern, die wir gesendet haben. Niemand hatte während des Kampfs gesprochen. Ich spürte, wie meine Wangen blass wurden. Die letzte Übertragung ging an Korporal Smythe. Das bedeutete, dass Morgan und jeder auf dem Tanker zugehört hatte, wie Cayla ihn als Martin Browning identifiziert hatte.

Meine Hand schwebte über der Comm-Taste. Wir hatten genug Treibstoff, um im freien Raum zu verschwinden, bevor Morgan uns ins Visier nehmen konnte. Wir konnten ihm entkommen, wenn wir jetzt starten. Ich schaltete das Comm aus und gab Gas.

“Ähm, Avery?” fragte Cayla vom Rücksitz aus. “Sollten wir nicht auf Morgan und Konicek warten?”

Ich ließ meine Hände, wo sie waren und leitete die Energie auf die vorderen Schilde um. Es würde schwierig werden, allein an Kilkennys gepanzertem Frachter vorbeizukommen, aber wir hatten keine Wahl. Morgan würde uns nicht am Leben lassen, jetzt da er wusste, dass wir sein Geheimnis kannten. “Er weiß, dass wir es wissen.”

“Oh,” murmelte sie. Ich konnte hören, wie sie in ihren Sitz zurückfiel. Sie war schon immer ein helles Köpfchen. Ich war mir sicher, dass ihr klargeworden ist, was geschehen war.”

Der Frachter rückte drohend in mein Blickfeld. Das HUD zeigte mir seine Spezifikationen an und hob die böse aussehende Partikelwaffe hervor, die ich auf dem Flugdeck ausmachen konnte. Sie war nicht sehr beweglich, aber sie saß genau zwischen uns und dem Sprungtor und hatte genug Feuerkraft, um jedem, der versuchte, vorbei zu kommen, ein ernsthaftes Problem zu bereiten. “Das wird holprig,” warnte ich Wyrick und prüfte die Schilde.

Plötzlich setze sich der Frachter in Bewegung und entfernte sich vom Sprungtor. Aber nicht in unsere Richtung.

Hallo mein alter Freund, meine alte Nemesis, sagte eine Stimme auf einem öffentlichen Kanal, die ich als Kapitän Martin Kilkenny der Nova Dogs wiedererkannte. Überrascht es dich, dass ich dich als den kenne, der du bist, Martin Browning? Du trägst die Haut eines Piratenkönigs, aber der Mann darunter gehört zur UEE. Ich bin gekommen, um dein Fleisch zu essen und deine Haut zu tragen. Danach werde ich die Königreiche der Piraten an deiner Stelle regieren.

“Er ist es, oder?” frage Cayla.

“So sieht es aus,” antwortete ich. “Korporal Smythe muss Morgan an Kilkenny verkauft haben. Die gute Nachricht ist jedoch, dass wir offenbar freie Fahrt in das Sprungtor haben.”

Anstatt noch mehr Schub zu geben, schaltete ich die Triebwerke aus und ließ uns treiben. Der Frachter wurde hinter uns immer kleiner. Er war eindeutig zu stark, als dass sich ein ein einziger Jäger um ihn hätte kümmern können. Meine Hand bewegte sich in Richtung der Schubregelung und ließ sie dann doch wieder sinken. Ich drückte auf die Steuerelemente, schaut zurück über meine Schulter und wieder nach vorne auf das Sprungtor.

Cayla sagte nichts, fragte nicht, warum wir stehen geblieben sind.

“Verdammt,” fluchte ich, als ich das Schiff wendete und den Schubregler bis zum Anschlag drückte.

“Du tust das richtige,” sagte sie.

“Das ist ja großartig. Ich bin heilfroh, dass meine Therapie so gute Fortschritte erzielt,” schoss ich zurück und bereute es sofort. Cayla ist inzwischen zu viel mehr als meine Therapeutin geworden. Ich respektierte sie. Nein, es ging sogar weiter als das. Mir fiel das passende Wort dazu nicht ein. Oder zumindest wollte ich nicht zugeben, dass ich es doch wusste.

Morgan war noch immer am Tanken. Smythe musste den Vorgang verlangsamt haben, um ihn hereinzulegen.

Meine Konsole leuchtete mit dutzenden Signalen auf, die aus Richtung OSP-4 kamen. Kilkenny hat seinen Mann gefunden und zog den Sack um ihn zu. Die Situation spitze sich zu und das ziemlich schnell.

Auf einmal hörte ich einen Schuss über das Comm-System und dann etwas Geraschel. “Du bist fertig, Boss,” sagte Herschel Konicek. Der Verrückte war genau zum richtigen Zeitpunkt wiedererwacht.

“Ich wusste, ich kann auf dich zählen, Herby,” sagte Morgan. Meine Anzeige füllt sich schnell.” Dann gab es eine Pause. “Hast du dich auf dem Weg zum Sprungtor verirrt, Nylund?”

“Ja, aber wenn ich schon mal hier bin, können wir auch ein wenig aufräumen,” antwortete ich, während ich den Frachter erfasste. Ich feuerte auf ihn, allerdings versuchte er gar nicht erst, auszuweichen. Stattdessen erwiderte die rückseitige Kanone das Feuer und wir waren diejenigen, die zum Ausweichen gezwungen waren. Wir waren schnell, aber ohne Raketen konnte ich dem Frachter nicht genug Schaden zufügen, um seine Schilde zu Fall zu bringen.

Glücklicherweise hatte sich Morgan bereits von dem Betankungsschlauch gelöst und von Konicek abgewendet. Nach einem kurzen Boost war er wieder mitten im Geschehen.

Plötzlich wurde ich heftig gegen das Kabinendach geschleudert. Der Sternenhimmel drehte sich schnell um mich und ich realisierte, dass wir von der gewaltigen Partikelstrahlkanone an der Vorderseite des Frachters getroffen worden sind. Während ich Morgan beobachtete, drehte sich sich und feuerte. Meine Steuerung reagierte nicht mehr und meine Instrumente waren tot. Mir kam ein schrecklicher Gedanke. “Cayla?”

“Mir geht’s gut,” sagte sie. “Ein wenig durchgeschüttelt, aber gut.”

Ich führte eine kurze Überprüfung der Systeme durch. Unsere Schilde waren aus und wir hatten eine heftige Delle in der Hülle, aber immerhin strömte keine Luft aus und der Reaktor schien, auch wenn er ausgeschaltet war, unbeschädigt. Konnte es die Hauptsteuerung sein? Ich hatte keine Ahnung.

“Wie kann ich helfen?” fragte Cayla.

“Ich weiß es nicht,” fluchte ich. Ich schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett.

Kilkennys Frachter drehte von uns ab und konzentrierte sich auf Morgans Jäger. Schüsse flogen zwischen ihnen hin und her. Der Frachter war nur am Kämpfen und nicht am Fliegen. Anstatt Morgans Schüssen auszuweichen, stand er einfach da und ließ sie unbesorgt einschlagen. Er begann in unsere Richtung zu treiben.

Ich fuhr die Systeme neu hoch, danach leuchteten meine Instrumente wieder auf. Waffen und Schilde waren noch immer offline, abgesehen von einer Waffe, die sich ständig ein- und ausschaltete. Es war der noch vorhandene Teil des Geschützturms, den ich bei meinem Zusammentreffen mit der Station beschädigt hatte.

Wir waren so nah an Kilkennys Frachter, dass wir ihn unmöglich verfehlen konnten.

“Lass sie schießen,” betete ich und drückte den Abzug. Energieschüsse schlugen in den Frachter ein und dann gab es eine helle Lichtexplosion. Wir wurden in unsere Sitze zurückgedrückt und dann wurde alles schwarz, als sich das Kabinendach polarisierte. Als es sich wieder normalisiert hatte, sahen wir die durchlöcherte Hülle des Frachters von uns wegwirbeln.

“Ich dachte, wir wären tot,” sagte Cayla atemlos.

“Noch. Nicht. Ganz.” antwortete ich, als ich die Triebwerke befeuerte und Morgan in Richtung Sprungtor folgte. Als wir uns näherten, trafen uns zwei Lasertreffer von der Hornet und plötzlich hatten wir keinen Sprungantrieb mehr.

Dann drang seine Stimme durch das Comm. “Keine Panik, aber du und die gute Doktorin müssen in diesem System bleiben, während wir es verlassen, Nylund. Keine Sorge, die Nova Dogs haben nichts mehr, das sie euch hinterherschicken könnten.”

“Warum tust du das?” fragte ich.

“Das ist nichts Persönliches. Ich kann nur nicht gebrauchen, dass ihr mir folgt. Ein UEE Team sollte in diesem Moment bereits auf dem Weg zu Supermax sein. Sie werden euch finden, bevor euch die Luft ausgeht. Also bleibt ruhig. Ich bin mir sicher, euch zwei Turteltauben wird schon was einfallen, wie ihr die Zeit überbrücken könnt.”

Und dann verließ er uns. Wir blickten dem hellen Strahl seiner Triebwerke nach, als in den Interspace verschwand.

“Er hat uns Turteltauben genannt,” sagte Cayla mit einem Hauch Neugier. “Du … ?”

“War da nicht was wegen dem Daten deiner Patienten?” fragte ich und blickte zu ihr.

“Ja,” antwortete sie ein wenig niedergeschlagen. “Ich schätze, da war was.”

Ich hakte meinen Fluggurt aus und inspizierte das Cockpit. Es gab hier nicht viel Platz, aber nach allem, was wir durchgemacht haben, war ich mir sicher, dass wir schon einen Weg finden würden. Ich hob eine Augenbraue und grinste breit. “In dem Fall bist du gefeuert.”

 

Quelle: RSI
Übersetzung & Korrektur: StarCitizenHQ (Tilgron) & StarCitizenBase.de (Priar)

Priar

Sic itur ad astra.

3 Kommentare zu “Orbital Supermax: Episode XI

  • 24. Dezember 2016 um 08:58
    Permalink

    Hallo.

    Ich hoffte auf eine download fahige Version über alle Episoden damit ich das als Audio Cd Hörbuch im Auto hören kann.
    Wird es soetwas noch geben? Wüder mich jedenfalls sehr sehr freuen 🙂

    Antwort

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